Der Fischbacher

Autor Hermann Schmidt (‚Fischbach, mein Fischbach‘) liest am 18. November 2022 in Eckelshausen aus seinem neuesten Werk Literatour – Eine Reise durch die wunderbare Welt der Bücher vor. Aber wie wurde Schmidt  überhaupt zum Schriftsteller? Und worum geht’s in Literatour? Der gebürtige Eckelshäuser hat diese und einige weitere Fragen beantwortet.

Wie ich zum Schreiben gekommen bin…

Schon als Jugendlicher habe ich in den sechziger Jahren regelmäßig für die Wetzlarer Neue Zeitung/Hinterländer Anzeiger auf der von Kurt Wildner redaktionell betreuten Seite „Jugend von heute“ geschrieben. Der Kinderbuchautor James Krüss hat eine meiner damaligen Kurzgeschichten mit einem Preis gewürdigt. Dadurch motiviert schrieb ich nun fortlaufend zu damals aktuellen Themen: über Bücher, Beat-Musik, Auseinandersetzungen zwischen Jugend und Establishment, Lehrlingsausbildung, Fürsorgeerziehung (Jugendheim Staffelberg) und über Fußball. Das waren die Anfänge. Man wurde nach Zeilen bezahlt. Das war ein attraktives Zubrot zur Ausbildungsvergütung während meiner Buchhändlerlehre in Marburg.

Wie es weiterging…

Nach meinen beiden ersten Büchern (Bilder aus Fischbach, Meronis Sommer), in denen ich von meiner Kindheit und Jugend in Eckelshausen erzähle, schrieb ich während eines Kreta-Aufenthaltes, in dem eine unerträgliche Hitze herrschte, in vierzehn Tagen meine Erlebnisse als „Fan“ des FC St. Pauli auf (Zauber am Millerntor), die im Werkstatt Verlag in Göttingen erschienen. Das Buch wurde ein Erfolg, auch deshalb, weil es im Segment der Sportbücher noch nicht viele „Fan-Bücher“ dieser Art gab. Heute gibt es mehr als zwanzig vergleichbare Buchveröffentlichungen dieser Art – allein über den FC St. Pauli. Anschließend kamen weitere Bücher über den „Kiezclub“ und Biografien über Fußballer und Persönlichkeiten aus dem Medienbereich hinzu. Es folgten Biografien über den St. Pauli-Spieler und Kriminalkommissar Fabian Boll (Fabian Boll, Das Herz von St. Pauli) und den Kölner Nationalspieler Wolfgang Overath (Wolfgang Overath, Der Spielmacher) sowie „Legenden des FC St. Pauli“ und „Männer trinken keine Fanta“ (gemeinsam mit Miriam Bernhardt, Biedenkopf) im arete Verlag, Hildesheim erschienen.

Insgesamt habe ich seit 1991 fünfzehn Bücher veröffentlicht. Schreiben war für mich aber immer nur ein Hobby. Meinen Lebensunterhalt hätte ich mit den Buchhonoraren nicht bestreiten können.

Was ich hauptberuflich gemacht habe…

Nach der Buchhändlerlehre war ich Abteilungsleiter in der „Schrobsdorff´schen Buchhandlung“ in Düsseldorf, damals eine der renommiertesten Buchhandlungen in Deutschland, und später, vierzehn Jahre lang Marketingleiter im Schulbuchverlag Moritz Diesterweg (Berlin/Frankfurt am Main) und in der Büchergilde Gutenberg, bevor ich 1991 als Geschäftsführer zur Ganske Verlagsgruppe (Leserkreis Daheim, Jahreszeiten Verlag) in Hamburg wechselte. Infolge einer inzwischen überwundenen Erkrankung ging ich 2011 in den Ruhestand und arbeite seither als freier Autor. Neben der schriftstellerischen Tätigkeit erledige ich PR-Aufgaben für einen Medienverband.

Weshalb ich nun ein Buch über Literatur geschrieben habe…

Durch die zunehmende Kommerzialisierung im Fußball-Business hat mein Interesse am Fußballgeschehen in den letzten Jahren deutlich nachgelassen. Alles ist austauschbar geworden. Es geht nur noch um Geld. Die großen Vereine haben ihre Identität verloren. Weil ich immer viel gelesen habe, und das Lesen meinen beruflichen Lebensweg entscheidend geprägt hat, bin ich noch einmal zu den Wurzeln meiner seinerzeitigen Berufswahl zurückgekehrt. Ich habe meinem Hobby „Lesen“ vieles zu verdanken. Bücher und deren Autorinnen und Autoren haben meine berufliche Biografie geprägt.

Den Grundstein dafür legten meine Gladenbacher Deutschlehrer Dieter Blume und Dr. Bertold Leinweber, denen ich das Buch „Literatour“ gewidmet habe.

Der Medienwandel, die Hinwendung vieler junger Menschen von Print zu den digitalen Angeboten, beeinflussen die Lesegewohnheiten in Gegenwart und Zukunft. Vor drei Jahrzehnten wurde ein Buch in Deutschland zum Bestseller, wenn es 100 000 oder mehr Exemplare verkaufte. Heute ist man mit 10 000 Verkaufsexemplaren in der Bestsellerliste. Kriminalromane und Fantasy- Titel zählen zu den erfolgreicheren Genres des Buchangebotes. Klassiker und Klassiker der Moderne laufen „unter ferner liefen“. Gedichte werden kaum noch gelesen.

Mir lag beim Schreiben der „Literatour“ daran, meine Begeisterung für ausgewählte Autorinnen und Autoren an Menschen weiterzugeben, die aufgrund der Medienvielfalt und unter dem Einfluss des Internets und der sozialen Netzwerke aus meiner Sicht wichtige Werke der deutschen Literatur und der Weltliteratur nicht mehr kennenlernen.        

Zum Inhalt des Buches „Literatour. Eine Reise durch die wunderbare Welt der Bücher“

Das Buch beinhaltet eine persönliche Auswahl meiner Lieblingsschriftsteller und die Darstellung ihrer Lebenswege, kommentierte Auszüge aus deren wichtigsten Werken und Tipps zu literarischen Reisezielen und Gedenkstätten.

Ursprünglich waren die Original-Auszüge aus den literarischen Werken breiter angelegt, doch bei jüngeren Autorinnen und Autoren setzt das geltende Urheberrecht dem Zitatumfang enge Grenzen. Es gibt unzählige, kostbare Schätze in deutscher Sprache und in Übersetzungen, die nicht verlorengehen dürfen. Die aktuelle Deformierung der deutschen Sprache durch überflüssige Anglizismen und übertriebenes Gendern bedauere ich zutiefst. Sie wird hoffentlich eine Zeiterscheinung sein, die vorübergeht. Ich würde mir wünschen, dass das Buch in den Schulen eingesetzt und gelesen wird, und dass es junge Menschen dazu veranlasst, sich eingehender mit der Literaturgeschichte der letzten beiden Jahrhunderte und der Einzigartigkeit der deutschen Sprache zu beschäftigen.