Anspruchsvoller Theaterabend
Dieses Jahr spielt das Schenkbarsche Hoftheater im Rahmen der Herbstabende auf Schloss Biedenkopf vom 10. bis 12. November jeweils um 19 Uhr das bereits für 2020 geplante Stück „1631 – Der Tod der Biedenköpfer Hexe Henrich Sangen“ von Christoph Kaiser. Beruhend auf den originalen Textzeugnissen der bis heute erhaltenen Prozessakte gegen den 15jährigen Schneiderlehrling Henrich Sang aus Biedenkopf, der sich im Mai 1631 selbst und ohne Not des Beischlafs und des Paktes mit dem Teufel bezichtigte, will das Theaterstück aufzeigen, dass die Hexenverfolgung weit mehr war als nur der Versuch zölibatär lebender katholischer Geistlicher, ihren Hass auf besonders in Heilkunde gebildete Frauen auszuleben, wie es noch immer so oft so einfach wie falsch in Internet und Fernsehen zu finden ist.
Vielmehr stellt das Stück, in dem Henrich selbst gar nicht dargestellt wird, die Frage danach, ob nicht zu jeder Zeit eine neue Art Hexenverfolgung möglich wäre; wie Hexenverfolgung als generelle Idee funktioniert und ob nicht die grundsätzliche Frage nach der jeweils vorherrschenden eigenen Wahrheit einer jeden Zeit immer die Verfolgung missliebiger Menschen ermöglicht, auch gegen jede Vernunft und gegen jede Menschlichkeit.
Eine große Inszenierung, traurig und ernst
Die ganze Zeit des Stückes über ist der leibhaftige Tod mitten im Geschehen, verbindet die Zeiten und Ereignisse und bleibt doch meist nur Zuschauer.
Das tatsächlich ernste bis traurige Stück ist aber zugleich eine unserer größten Inszenierungen, auch was Kostüme und Requisiten angeht. Neben ernsten Erörterungen ist auch ein Schwertkampf zu erleben und sogar in einem solch ernsten Stück ist Lachen erlaubt, wenn es auch vielleicht manchmal den Mitdenkenden im Halse stecken bleiben könnte. Das Finale, der verzweifelte Kampf des Vaters gegen den Tod um die Wahrheit und die Ehre seines toten Sohnes, wird aber sicher keinen Lacher provozieren.
Aufgrund des schweren Themas und der bewusst dramatischen Inszenierung ist es absolut kein kindgerechtes Stück, Bibi Blocksberg lässt nicht grüßen. Von einem Besuch für Zuschauer unter 14 Jahren wird ausdrücklich abgeraten.
Der Text des Stückes ist gegenüber der Textfassung des Filmes bei youtube unter schenkbar kulturkanal biedenkopf (https://www.youtube.com/watch?v=swRQxVo6df4), der während Corona produziert wurde, gekürzt; die fehlenden originalen Textauszüge aus der Gerichtsakte werden als Begleitheft zur Verfügung gestellt werden.
Karten sind zu gegebener Zeit ausschließlich auf Schloss Biedenkopf vorzubestellen.
(Text: Christoph Kaiser)